Gesichtsausdrucksdominanz
In den Schimären meiner Protagonisten entdeckte ich immer wieder Aspekte ihrer Persönlichkeit, die ich bei der ersten Begegnung nicht gleich wahrgenommen hatte und dies vor allem in der linken Schimäre.
Experimente bestätigen, dass die linke Gesichtshälfte mehr Emotionen zeigt als die Rechte, und dass Emotionen, zum Beispiel ein Lächeln, auf der linken Seite länger haften bleiben als auf der Rechten.
Da Menschen emotionale Muster wiederholt erleben und beim Ausdruck dieser Gefühle immer wieder dieselben Muskeln beanspruchen, ändert sich nach einer Weile die Physiognomie des Gesichtes.
Die rechte Seite eines Gesichtes, die ich als „publik“ bezeichne, wird von der „logischen“ linken Gehirnhälfte geprägt. Unser Ego und die gesellschaftliche Prägung kommt hier zum Vorschein.
Die linke Seite eines Gesichtes, die ich als „privat“ bezeichne, wird von der „emotional-intuitiven“ rechten Gehirnhälfte geprägt. Insbesondere die linken Schimären zeigen also den aktuellen Zustand der er- und gelebten Gefühlswelt. In ihr kann man die Liebe, das Kind, das Mitgefühl, das Leid, die Traumata und noch vieles mehr sehen.
Doppelasymmetrie
Es besteht also eine Doppelasymmetrie. Eine Asymmetrie in der Gesichtswahrnehmung und eine Asymmetrie im Gesichtsausdruck von Emotionen.
Die rechte, “logische” Gesichtshälfte bekommt die meiste Aufmerksamkeit, obwohl es die linke, “intuitive” Gesichtshälfte ist, die am stärksten von Emotionen geprägt ist.
Die Frau in uns sieht den Mann in Anderen, unsere emotionell, weibliche Welt bleibt privat. Als ausnahme: das Spiegelbild.
Im Selbstversuch habe ich beobachtet, dass sich die Stimmung verändert, wenn man seinem Gegenüber gezielt auf die linke Gesichtshälfte schaut. Die Stimmung wird meistens ruhiger und wärmer. Es kann aber auch eine gewisse Verlegenheit beim Gegenüber auftreten, da er oder sie intuitiv spürt, dass man seine/ihre Privatsphäre betritt.
Weitere Informationen im Buch und auch bei "
Asymmetrophobie".